Bürgergespräch/Vortrag "Wie gefährdet ist unsere Demokratie?"

Bürgergespräch/ Vortrag "Wie gefährdet ist unsere Demokratie?"

Vortrag mit Prof. Dr. Wolfgang Merkel em. (Wissenschaftszentrum Berlin und Senior Fellow Democracy Institute/ Central European University Budapest) und öffentliche Diskussion mit Prof. Dr. Domke, Prof. Dr. Klemm, Prof. Dr. Liste und Dr. Patrice Poutrus

Um das Forschungsinstitut vorzustellen und die Forschungsfelder zu präsentieren, fand am 3. Mai 2022 eine Auftaktveranstaltung im Kulturhaus der Stadt Geisa statt.

Im ersten Teil fand der erste Geisa Talk als Bürgergesprächsrunde statt. Prof. Dr. Christine Domke, Prof. Dr. Matthias Klemm, Prof. Dr. Phillip Liste und Dr. Patrice Pouturs diskutierten die veränderte globale Konstellation nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die Diskussion wurde von Prof. Dr. Christiane Kuller moderiert und fand unter dem Titel "Eine neue Ordnung für Europa? - Krieg in der Ukraine und die Zukunft der Demokratie" statt und war sehr gut besucht.

Prof. Dr. Wolfgang Merkel hielt den Festvortrag zur Eröffnung des Forschungsinstituts Pont Alpha e.V. mit dem Titel "Gefährdete Demokratie?

Wolfgang Merkel sagte, es sei seine "geradezu geniale Idee" gewesen, ein solches Institut nicht in Berlin, Hamburg oder München, sondern in der "Peripherie" zu gründen, und gab dann einen Einblick in den Zustand der Demokratie.

Vielmehr gebe es weltweit eine Qualitätsverschlechterung, eine Erosion der Demokratie im Hinblick auf Radikalisierung, Polarisierung und Einschränkung der bürgerlichen Freiheiten. "Es ist möglich, dass wir uns wieder einmal in einem Wettlauf der Systeme befinden", sagte Merkel.

Die Ungleichheit ist eine der Hauptursachen für die Krise der Demokratie. Ein anderer ist der Moralismus. Ohne Moral gibt es keine Demokratie. Nach Merkels Ansicht ist Moralismus jedoch etwas anderes. Er zeichne sich dadurch aus, dass man der eigenen Position moralische Überlegenheit zuschreibe. "Die Frage ist nun, ob wir mit dem Krieg in der Ukraine eine neue Polarisierung der Debatte erleben", sagte der Festredner. Er rief dazu auf, vermeintlich unmoralische Argumente nicht an die Demokratie zu verlieren.

Die gute Nachricht: Laut Merkel ist die Demokratie in Deutschland derzeit nicht existenziell bedroht, aber auch hier gibt es einen messbaren Abwärtstrend. "Demokratien sind nicht für die Ewigkeit gebaut. Demokratien sind zerbrechlich. Sie haben heute mehr Probleme als noch vor 20 Jahren. Das ist ein wichtiger Bereich, der erforscht und in die Gesellschaft kommuniziert werden muss", schloss er.

Die Bürgermeisterin von Geisa, Manuela Henkel, dankte allen, die den Aufbau des Forschungsinstituts unterstützt haben. Für Geisa, einst die westlichste Stadt des Warschauer Paktes, sei dies eine große Chance, sich mit der Geschichte der Region an der innerdeutschen Grenze auseinanderzusetzen und das daraus gewonnene Wissen weiterzugeben. Ihr besonderer Dank galt dem Gründervater von Point Alpha, Berthold Dücker, der letztlich die Idee zur Gründung des Forschungsinstituts hatte.

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