Ukrainekonflikt
Publikumsgespräch mit Matthias Klemm, Christine Domke, Christiane Kuller und Claudia Wiesner
- Gangolfi-Saal, Geisa
- 18. Juli 2022
Beim zweiten Geisa Talk des Forschungsinstituts Point Alpha im Gangolfi-Saal des Stadtschlosses diskutierten Experten und ein hochinteressiertes Publikum über die Auswirkungen des anhaltenden russisch-ukrainischen Krieges auf Politik, Gesellschaft und Öffentlichkeit. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion zwischen den Wissenschaftler:innen und den Teilnehmer:innen. "Als Institut ist es für uns von zentraler Bedeutung, dass Wissenschaft und Gesellschaft miteinander in Kontakt kommen", so Prof. Dr. Christiane Kuller von der Universität Erfurt, Mitglied des Vorstandes und Moderatorin der Veranstaltung.
Solidarität mit der Ukraine
Prof. Dr. Matthias Klemm berichtete, dass die Bevölkerung in Deutschland weitgehend hinter der Unterstützung der Ukraine steht, auch wenn dies mit Nachteilen für sie verbunden ist. Der Soziologe ist sich auch sicher, dass der Ukraine-Konflikt nicht der alleinige Auslöser für die aktuellen Krisen ist, sondern eher als Beschleuniger wirkt.
Öffentliche Meinung und Medienecho
Prof. Dr. Christine Domke erklärte, dass das Ende des Krieges ihrer Meinung nach nicht automatisch eine Rückkehr zum Status quo bedeute. Sie betonte, dass noch nie ein Krieg so von den Medien begleitet worden sei wie dieser und dass die anfängliche Hochphase der Kriegsberichterstattung eine verstärkte Solidarität mit der Ukraine in der Gesellschaft ausgelöst habe. Diese Solidarität sei zwar ungebrochen, aber die konkrete Unterstützung sei derzeit rückläufig. Neben dem Krieg gibt es eine verstärkte Präsenz anderer Themen in den Medien, wie die Gas- und Klimakrise. Als sehr positiv bewertet Domke die öffentliche Debatte mit offenen Briefen, die sich mit der Kriegsfrage befassen.
Wissenschaft in Konflikten
Die Wissenschaftler:innen waren sich einig, dass es keine politisch einfachen Lösungen gibt, um diesen Krieg sofort zu beenden. Die Politikwissenschaftlerin Prof. Dr. Claudia Wiesner stellte fest, dass auch die Politikwissenschaft in der aktuellen Situation keine generelle Lösung hat. "Wenn uns jemand fünf Tage vor Kriegsausbruch nach unserer Meinung gefragt hätte, hätten wir gesagt: Das ist unvernünftig, das macht Putin nicht!", so die Sprecherin des Direktoriums des Forschungsinstituts. Sie erklärte, dass es derzeit besonders wichtig sei, wieder zu lernen, andere Meinungen zu tolerieren. Deshalb verwies sie auf Erkenntnisse aus der Konfliktforschung, wonach man warten müsse, bis der Gegner so weit an die Wand gedrückt worden sei, dass er sich Verhandlungen nicht mehr verweigern könne. Diese Sichtweise würde die aktuellen Waffenlieferungen rechtfertigen.
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