Verlust und Neuanfänge
Szenische Lesung "Zerrissene Welten - Kaleidoskop der Erinnerungen" mit Franziska Jacobi und Agnès Arp
- Geisa, Deutschland
- 6. April 2024
Emotional und außergewöhnlich präsentierte sich die szenische Lesung "Zerrissene Welten - Kaleidoskop der Erinnerungen" dieser Tage im Simplicuskeller von Schloss Geisa. Die gemeinsam vom Point Alpha Research Institute (PARI) und der Stadt Geisa organisierte Veranstaltung verband Geschichten über Heimat, Heimatverlust und die Neuorientierung dreier Generationen von den 1960er Jahren bis heute. Agnés Arp von der Universität Erfurt begrüßte im Namen der Organisatoren zahlreiche Interessierte.
Tiefe Einblicke in persönliche Erinnerungen
Die Lesung gab den Besuchern einen tiefen Einblick in ein breites Spektrum von Erfahrungen über Heimat, Verlust und Neuanfang. Sowohl Kindheitserlebnisse in turbulenten Zeiten als auch das Streben nach einem besseren Leben in einer Welt der Orientierungslosigkeit damals und heute wurden thematisiert. Mit außergewöhnlichen Choreografien und erzählerischen Einlagen verarbeitete die Autorin und Performerin Franziska Jakobi in diesem Stück ihre eigene Familiengeschichte. Ihre Vorfahren stammten aus Motzlar in Thüringen, einem ehemaligen Sperrgebiet, und wurden in den 1960er Jahren vom DDR-Regime zwangsevakuiert. Sie selbst wuchs in den 1990er Jahren in einem, wie sie sagt, orientierungslosen Ostdeutschland auf, bevor sie 2015 nach Hamburg zog.
Verflochtene Verbindungen
Die dort gewonnene Distanz ermöglichte es ihr, viele Dinge besser zu verstehen. Mit dem Beginn des ukrainisch-russischen Konflikts und durch ukrainische und russische Freundschaften in der Hansestadt wurden ihr die Zusammenhänge zwischen Vergangenheit und Gegenwart besonders deutlich und gemeinsame Verständnisebenen, auch zwischen den Generationen, wurden sichtbar. Die szenische Lesung schilderte gekonnt und ausdrucksstark den immer wiederkehrenden Kreislauf von Sicherheit, Verlust und Neuorientierung im Machtsystem von Ost und West. Gemeinsam mit dem Musiker und Schauspieler Mikhail Poliakov und der Choreografin und Tänzerin Finja Kelpe gelang es Franziska Jakobi, dem Abend neue Perspektiven zu geben. Dank des interdisziplinären Ansatzes wurde auch das Unsagbare auf die Bühne gebracht und in verschiedenen Darstellungsformen zum Ausdruck gebracht. Weitere Geschichten von Flüchtlingen und emigrierten Kulturschaffenden aus der Ukraine und Russland zeigten emotionale Querverbindungen zwischen den einzelnen Ereignissen über die Generationen hinweg auf. Emotional und außergewöhnlich boten die Darsteller des Abends ein faszinierendes theatrales Bild der Ost-West-Geschichte seit 1952, indem sie persönliche und lokale Erinnerungen mit historischen Bezügen verknüpften. Anschließend fand ein intensiver Austausch mit Gästen und Zeitzeugen statt, der von Agnès Arp moderiert wurde.
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